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Kirchliche und soziale Einrichtungen
Durch die Verfassung der Evangelischen Landeskirche A.B. lag die Verwaltung der Kirchengemeinde seit Mitte des 19. Jahrhunderts in den Händen der Gemeindevertretung, die mehrmals im Jahr zusammentrat. Zwischen ihren Tagungen war die praktische Leitung der Kirchengemeinde dem Presbyterium anvertraut, das sich unter dem Vorsitz des Kirchenkurators zu seinen Arbeitssitzungen zusammenfand. Die Presbyterialsitzungen wurden jedoch in der Regel vom Gemeindepfarrer geleitet, der von Amts wegen daran teilnahm.
Die Nachbarschaften waren die hauptsächlichen Sozialeinrichtungen. Seit Mitte des vorigen Jahrhunderts waren sie organisatorisch der kirchlichen Gemeindeleitung unterstellt und hatten zur Aufgabe gegenseitige Hilfeleistung - also gelebte Diakonie - und Pflege des Gemeinschaftseigentumes. In Hamruden gab es bis 1945 vier Nachbarschaften, seither, durch Bevölkerungsrückgang, nur noch zwei.
Die Jugendverbände (Bruderschaften und Schwesterschaften) waren frei gewählte Einrichtungen. Die Bruderschaft standen unter der Leitung des Altknechts, dem der Jungaltknecht und die Schaffer zur Seite standen. Beaufsichtigt wurde die Bruderschaft durch den von zwei zu zwei Jahren von der Gemeindevertretung gewählten Knechtvater. Die Amtsträgerinnen in der Schwesternschaft hießen entsprechend Altmagd, Jungaltmagd und Schafferinnen. Als Aufsichtsperson und Berater stand ihnen der Magdvater bei. Diese kirchlich straff organisierten Jugendverbände waren für den gesitteten Ablauf des gesellschaftlichen Lebens der Jugend verantwortlich. Die Abweichung von den Normen wurde mit empfindlichen Strafen geahndet, die bis zum Ausschluss aus der Gemeinschaft gehen konnten. Andere wichtige soziale Einrichtungen waren der Evangelische Frauenverein und die Freiwillige Feuerwehr.
Dies und vieles mehr kann im "Heimatbuch Hamruden" nachgelesen werden, das auf Initiative der HOG Hamruden - vornehmlich von deren Geschäftsführer Johann Petri - unter der Federführung von Harald Lienert und unter Mitwirkung vieler Landsleute in vierjähriger Arbeit entstanden und erschienen ist. Es enthält auf 288 Seiten detaillierte Informationen über geographische Lage, Baustil, Verwaltung, Brauchtum, Volkstracht, Kultur, Sport, Landwirtschaft, Gewerbe und Handel sowie die Lebensläufe und Erinnerungen mehrerer Hamrudner Landsleute, die eine Reihe "literarischer Genrebilder" des 19. und 20. Jahrhundert vermitteln. Ein beachtlicher Kartenteil und Personenlisten (z.B. Deportationsliste, Wehrdienstleistungsliste aus dem 2. Weltkrieg, Einwohnerlisten aus verschiedenen Jahren, Liste der Hamrudner Über- oder Spitznamen, Pfarrer- und Kuratorenlisten) sind im Anhang enthalten. 94 Abbildungen und 8 Farbbildtafeln bilden eine gefällige Ergänzung zum Text. Das Buch ist nicht nur für Hamrudner lesenswert.

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Das Schulwesen in Hamruden

Unsere Kenntnis über das Schulwesen in Hamruden ist leider nur lückenhaft und reicht nicht weit in die Vergangenheit zurück. Urkundlich ist jedch immerhin bezeugt, daß es in „Hamaroden” bereits im Jahre 1488, also in vorreformatorischer Zeit, einen „Schulmeister” gegeben hat. Das Lernziel jener Zeit war es wohl, Knaben als Nachwuchs für den Gottesdienst heranzubilden. Inhaltlich kann es sich dabei bestenfalls um Lesen und Schreiben gehandelt haben, das zum besseren Verständnis der im Gottesdienst gesungenen Texte sowie der Gebete und

Heiligengeschichten dienen sollte. Diese Unterrichtsweise sollte sich erst viel später ändern, durch die Reformation, die in Siebenbürgen von der Nations- und Geistlichen Universität unter namhafter Mitwirkung von Johannes Honterus durchgesetzt wurde.

Seit dieser Zeit dürfte es nicht nur in den Städten, sondern auch im ländlichen Bereich zu bescheidenen Anfängen von Volksschulen gekommen sein. So ist es z.B. urkundlich belegt, daß Homorod im Jahre 1687 einen Schulrektor namens Samuel Valentini (Segesvarensis) hatte. Seiner Herkunftsbezeichnung nach stammte dieser

Rektor also aus Schäßburg Im frühen 18. Jahrhundert sollte den Kindern lediglich „Lesen, Singen, Catechismus und etwas Rechnen, hauptsächlich in der Muttersprache“ vermittelt werden. Allmählich kommt aber auch der Gedanke an eine allgemeine Schulpflicht auf, der darauf zielte, „alle Kinder, beiderlei Geschlechts ...

mit Obrigkeitlichem Befehl ... zur Schule anzuhalten”. Daß es in Hamruden selbst eine Kontinuität im Schulwesen gegeben hat, ist durchaus anzunehmen,

wenn die Berichte darüber auch nur sporadisch sind. So heißt es z.B. in einer älteren Urkunde, daß die Gemeinde Homorod im Jahre 1817 dem Lehrer 378 Rfl. zahlte, nebst Gewährung von Naturalien und Leistungen anderer Art.

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts nahmen die Kantoren im Lehramtsbereich noch einen breiten Raum ein. Sie waren eigentlich hauptamtlich für die Kirchenmusik verantwortlich, gleichzeitig aber auch an der Schule als Musiklehrer tätig. Fast zwangsläufig ergab sich dabei für sie die Verpflichtung, nebenbei in den unteren Klassen auch andere Fächer zu unterrichten, für die sie

gar nicht ausgebildet waren. Daß die Zahl der schulbesuchenden die der schulpflichtigen Kinder seit dem Jahr 1901 zum Teil übertrifft, erklärt sich daraus, daß auch Schüler anderer Konfessionen in diesem Zeitraum die evangelisch-sächsische Schule besuchten. Die Raumnot, sowohl in der „alten Schule” als auch in der sogenannten Mädchenschule, machte einen Neubau erforderlich. Unter der Leitung des Baumeisters Andreas Kasper wurde im Jahre 1900

die alte Schule abgerissen und an ihrer Stelle die neue Schule sowie noch der Gemeindesaal, die Rektor- und Schuldienerwohnung gebaut. Dafür mußten allerdings die östliche und nördliche äußere Ringmauer sowie der nordöstliche Eckturm der inneren Ringmauer abgetragen werden. Das Steinmaterial aus diesen Befestigungswerken fand bei den Neubauten Verwendung. In der neuen

Schule konnte der Unterricht natürlich besser vonstatten gehen. Durch die Errichtung des Gemeindesaales erfuhr auch die außerschulische kulturelle Tätigkeit einen beträchtlichen Aufschwung, denn nun war ein Raum da, wo außer Tanzunterhaltungen oftmals auch Theaterstücke und sogar Operetten aufgeführt werden konnten. Positive Kritiken in der Repser Lokalpresse der Jahre 1904 und 1913 zeugen von der gehobenen Qualität der Darbietungen. Besondere Verdienste bei diesen Aufführungen haben sich als Organisatoren, Spielleiter und Darsteller die Lehrer Simon Seiler und K. Baumann erworben.

Aus dem Heimatbuch Hamruden„… was wir lieben ist geblieben….

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