
HEIMATORTSGEMEINSCHAFT HAMRUDEN
Erzählungen und Geschichten aus dem Dorf. Die weniger wahren und tatsächlich unwahren Mähren zeigen das auch die Hamrudner einen leichten Dreh zum verdrehen des Erlebten und Überlieferten hatte.........

Luise Teutsch Müller und Jules Verne.
In fünf seiner 65 Romane läßt Jules Verne einen Bezug zum karpato- pontischen Raum erkennen. Der Autor verfügt über ein profundes Wissen über die ereignisreiche und wechselvolle Geschichte, die einzigartigen Burgen und Schlösser, die wunder- bare Natur, die Landschaft mit den hier wohnenden Menschen und deren Lebensweisen, ihren Bräuchen, ihren Bestrebungen, Nöten und Sorgen.
Zuneigung und Liebe zu einer Hamrudnerin, Verarbeitung vor Ort gewonnener Erkenntnisse und Erfahrungen in seinen Werken beziehungsweise minuziöse Recherche und Fremddokumentation – sind wichtige Frage die bis heute die Fachwelt beschäftigen.

Die geheimen Kornkammern der Gemeinde
Von Waltraud Homner, geb. Lurtz
In Erinnerung geblieben sind aufgrund mündlicher Überlieferung die Kornkammern (Koirenkoljen). Das Wort Kuhle (kule) ist germanischen Ursprungs und bedeutet im
Mittelhochdeutschen Grube, Loch, Bodenvertiefung.
Die unterirdischen, mit Eichenbohlen abgestützten Getreidekammern, reichten aus den Kellern der Häuser bis unter den Fahrweg und dienten während der Türkeneinfälle als Versteck für das Getreide. Die Bewohner, die in ihre Häuser zurückkehrten, überbrückten die Zeit bis zur neuen Ernte mit dem versteckten Getreide. Nicht mehr gebraucht, gerieten die Kornkammern in Vergessenheit, bis die Erde wieder einbrach.
Die Erdeinbrüche ereigneten sich auf dem Fahrweg, besonders in der Mittelgasse, nachdem schwerere landwirtschaftliche Maschinen und Traktoren auf den Feldern eingesetzt wurden. Als Kinder waren wir neugierig, hatten aber gleichzeitig Angst und machten einen großen Bogen um die Koirenkoljen. Zur Warnung vor den unbefestigten und recht tiefen Erdlöchern steckte darin solange ein dicker Stock oder ein Ast, bis die Kuhlen wieder zugeschüttet wurden. Heute ist der Fahrweg asphaltiert und weil es keine schriftliche Überlieferung dazu gibt, werden diese Erinnerungen verblassen und die Koirenkoljen für immer in Vergessenheit geraten.
​
Meine Heimat : gestern, heute und morgen...
Von Andreas Bloos
Hamruden in den letzten 50 Jahren
Persönlich und verständlich erzählt Andreas Bloos als Zeitzeugen erlebte Erinnerungen und lässt die Vergangenheit lebendig werden.
Aus dem Heimatbuch Hamruden„… was wir lieben ist geblieben….“​
​

Die Netze an der Ringmauer.
Von Lurtz Helmut
Generationen von Hamrudner Kinder waren fest überzeugt, dass die Netze, die an der Ringmauer hingen, Werkzeuge zur Wolfsabwehr und zum Fangen von Wölfen aus längst vergangener Zeit waren. Meine Generation, wie auch die Vorangegangenen, glaubte auch an diese Schauergeschichten. Bedauerten, dass die anderen Mord-Werkzeuge wie Axt, Sperr, Stöcke und so weiter - der Fantasie waren keine Grenzen gesetzt - die dem gleichen Zwecke dienten, abhanden gekommen waren.
In der Zeit als Hamruden von tiefsten Wäldern umgeben war, die Winter extrem kalt und der Schnee so hoch, dass jegliche Art der Fortbewegung unmöglich war und die Nächte lang und dunkel, selbst die Kirchenburg nur als schattiger Umriss zu erkennen und umhüllt vom grauen Nebel, bot auch sie nicht mehr die gewohnte Orientierungshilfe, ja sogar der Schutz und Sicherheit, was von ihrer hohen Mauer ausging, verlor sich in der finsteren Stille, da sammelten sich die Wölfe in den Wäldern, die sich bis zum Geisterwald und weiter bis hin zu den Karpaten ausdehnten zum großen Rudel. Das Geheule der verhungerter, blutrünstiger Meute versetzte Mensch und Vieh in Angst und Schrecken. Die Hamrudner Männer und Knechte traten dieser lebensbedrohlicher Gefahr mit Mut und Tapferkeit entgegen. Tag und Nacht wurde Feuer
in der Gassen am Brennen gehalten, die Glocken geläutet und die Wolfsnetze aufgespannt.
Die Knechte griffen sich die Äxte, Speere und die Stöcke aus „Tarnen Holz“, um den nächtlichen Angreifer den Garaus zu machen. Um die Mitternachtsstunde war der Kampf am heftigsten.
Die im Netz gefangen Bestien veranstalteten mit lautem Geheule einen mords Veitstanz. Die Männer fielen mit ihren Waffen, schimpfend (meist ungarisch) und todesmutig über die Kreaturen her. Denen die Flucht nicht gelang, wurden massakriert. Zurück blieben die Netze, die noch glühende Asche und der blutige Schnee. Anschließend gingen die Helden in das Wirtshaus, um bei einem oder zwei Stamperl Pali die Nacht ausklingen zu lassen. Mit Bedauern stellte man fest, dass die Wölfe auch nicht mehr das waren, was sie mal waren, der Schnee nicht mehr so hoch, die Kälte leichter zu ertragen und auch die Dunkelheit viel heller war. Am nächsten Tag sah die Welt ganz anders aus, denn den toten Wölfen wurde das Fell über die Ohren gezogen und an das Scheunentor aufgezogen. Der Winterpelz vom Wolf und Fuchs war äußerst begehrt.
Die besagten Netze waren die Netzreste von den Arbeiten am abgebauten Nordturm. Soviel zur Realität, die bei Weitem nicht so schön ist wie die Mär.
​
Venus von Hamruden
Von besonderem Reiz war der Fund einer gebrannten Tonstatuette. Sie stellt eine stark stilisierte weibliche Figur dar. Anstelle der Hände hat sie zwei Armstümpfe, von denen der linke ausgeprägt ist. Man kann daraus schließen das sie etwas im Arm hielt, vielleicht ein Kind. Der plattgedrückte Rücken und der waagerechte durchbohrte Kopf der Tonfigur deuten auf deren Amulettfunktion hin. Weil sie in unmittelbarer Nähe der anderen, zur Wietenbergkultur gehörigen Keramikfragmente
gefunden wurde, darf man sie etwa dem XVI. vorchristlichen Jahrhundert zuordnen.
Die ungefähre Ähnlichkeit der Statuette mit der Willendorfer Venus veranlaßte die Schüler, sie „Venus von Homorod“ zu benennen. Sie wurde der Geschichtsabteilung des Hermannstädter Museums zur Aufbewahrung übergeben. Der wissenschaftlichen Genauigkeit wegen soll hier aber noch erwähnt werden, daß die Willendorfer Venus (Fundort in der Wachau/Österreich) aus Kalkstein bestand und aus einer viel älteren Periode, nämlich aus dem Jungpaläolithikum der Altsteinzeit (40.000 bis 10.000 v.Chr.) stammte.
Aus dem Heimatbuch Hamruden„… was wir lieben ist geblieben….“​
Archäologische Funde.
Die Entdeckung, daß der Hamrudner Hattert einstmals Heimstätte und Schauplatz uralter Kulturen war, datiert erst aus den späten achtziger Jahren unseres Jahrhunderts, ist also noch recht neu. Wie bei anderen (weit größeren!) Entdeckungen hat auch hier der Zufall seine Hand im Spiel gehabt............siehe PDF.
Wunder Quellen.
Zu nennen wäre noch eine Quelle besonderer Art, die den armen Leuten Milchkuh und
Hefen und Salz ersetzt. Knetet man dieses Wasser nämlich zwischen Mehl, so wird, wenn es gebacken wird, sein Umfang um das drei-vierfache größer und schmeckt sehr gut. Nicht weit, 100 Schritte etwa davon, quillt auch Wasser mit blauer Erde untermengt aus der Erde, ist dickflüßig, riecht sehr weit, aber fast unerträglich, und hat die Bestandteile des Chlorsauren Natriums.
Aus dem Heimatbuch Hamruden„… was wir lieben ist geblieben….“​
