
HEIMATORTSGEMEINSCHAFT HAMRUDEN

Viele Orte in und um Hamruden mit den unsere Vorfahren sich identifizierten sind heute noch vorhanden mache im einem guten Zustand manche nicht oder gar nicht mehr. Aber im Geiste haben wir sie vor Augen und möchte hiermit einige beschreiben damit sie nicht total in Vergessenheit geraten.

Die Hamrudner Mühle
von Binder Anneliese
Eingebettet in die sanften Hügel von Siebenbürgen, im malerischen Dorf Hamruden, liegt ein verborgenes Juwel traditioneller Technik und sächsischer Geschichte: die
historische Mühle von Hamruden. Sie wurde 1905 als Wasser- und Kunstmühle errichtet und im Auftrag der Gemeinde von privaten Mühlenpächtern betrieben. Sie
diente auch als örtliches Elektrizitätswerk, da Hamruden noch an kein Überlandstromnetz angeschlossen war. Die Wasserkraft wurde durch einen künstlich angelegten Graben aus dem Kleinen Homorod, dem „Mühlengraben“
(„Milengrowen“) gesichert. Die Mühle, ein beeindruckendes Beispiel für die
Wasserkrafttechnik vergangener Zeiten, wurde restauriert und ist heute nicht nur ein technisches Denkmal sondern auch ein Ort lebendiger Erinnerung.
Sie wird heute zwar nicht mehr genutzt, jedoch als Kulturerbe wertgeschätzt und instand gehalten.


Die Kaserne
Das Hengstdepot- Husaren-Kaserne
Heute befindet sich dieser Gebäudekomplex leider in einem erbärmlichen zustand er wurde zu Zeiten Maria Theresias 1776 entgegen dem Willen der Gemeinde am westlichen Rande Hamrudens als Militärhospital errichtet. Gräber von Verstorbenen aus dieser Zeit sind auf dem Friedhof noch zu finden. Nach 80 Jahren seines Bestehens wurde dieses aufgelöst und an seiner Stelle, im Jahre 1856 Husaren-Kaserne eingerichtet. Nach 1919, unter rumänischen Verwaltung, wurde das Hengstedepot in eine zivile Einrichtung umgewandelt. Nach der Agrarreform von 1945 wurde aus dem von den Sachsen enteigneten Boden, der nicht gänzlich den Neubauern zugeeignet worden war, die „Staatsreserve" der Landwirt-Schaftlichen Nutzfläche eingerichtet, aus dieser Staatsreserve wurden auch dem Hengstedepot größere Flächen zugeteilt.
Pferderassen wie Araber, Lipizzaner, Trakehner, Englisches Vollblut und vor allem auch die zur landwirtschaftlicher Nutzung hervorragende Nonius-Rasse wurden auch
gezüchtet. Durch eine dritte Agrarreform erfolgte 1993 eine Neuaufteilung des Bodens aber brachte auch keine Wende zum Guten. In dieser Zeit lebten etwa 2% Sachsen im Ort, die nach dem Massenexodus im Jahre 1990 ihren Wohnsitz noch in Hamruden behalten hatten.
Das Hamrudner Bad
von Binder Anneliese
Johann Weiß, Nr. 312, genannt „Förster“ Weiß oder „Bad“ Weiß, geboren 1863 war Betreiber des von seinem Vater gegründeten Rheuma-Heilbades „Honterurs“ am
Seifengraben - von 1906 bis 1940. Die Benennung des Heilbades erfolgte zu Ehren des
Siebenbürgischen Reformators Johannes Honterus. Den Schlussstrich unter die Geschichte des Bades als Privatbetrieb der Großfamilie Weiß setzte der Zusammenbruch der deutschen Front in Rumänien am 23.08.1944. Förster Weiß musste auf seine alten Tage noch erleben, dass sein einstiges Vermögen enteignet wurde. In seiner Blütezeit war das Honterus-Bad ein beliebter Kurort für Einheimische und Gäste aus dem ganzen Land. Die schwefelhaltige Quelle, deren heilende Wirkung seit dem 19. Jahrhundert bekannt war, wurde zur Linderung von Haut- und Gelenkerkrankungen (Rheuma) und Frauenleiden genutzt und galt als belebend für Körper und Geist. Es war ein Ort der stillen Erholung, eingebettet in die natürliche Landschaft Siebenbürgens. Heute erinnert nur noch die Quelle, die unentwegt sprudelt, an die goldenen Zeiten dieses - unseres - Bades, als wir an den Händen unserer Eltern und später als Jugendliche hier wunderschöne, unvergessliche Stunden verbracht haben.
Heute steht kein Stein mehr auf dem anderen, im Birkenhof keine einzige Birke und auf der Promenade keine Tanne und der graue Heilschlamm (Prótzelmór).............siehe PDF.
Der Eisenbahnbau
Als einschneidendes wirtschaftliches Ereignis, das die Gemeinde Hamruden miteinbezog, erwies sich ab 1870 der Eisenbahnbau auf der Strecke Kronstadt-Schäßburg. Schon die Planungs- und Vermessungsarbeiten an sich brachten Unruhe in die Gemüter der Dorfbewohner, denn ursprünglich sollte die Trasse mitten durch den Ort gehen. Mit roten Fahnen auf den „Kukurutzkörben” in den Höfen von Georg Weiß und Andreas Benning Nr. 52 war die Markierung schon ausgesteckt. Nur dem massiven Widerstand der Gemeinde mag es zuzuschreiben sein, daß die Bahnlinie so umgeleitet wurde, wie sie auch heute verläuft. Doch auch dort, als die Markierungsfahnen in der Aue ausgesteckt wurden, gab’s bei den Frauen, die gerade mit dem Heumachen beschäftigt waren, Tränen der Trauer um die schönen Wiesen, die mit dem
Schienenstrang durchschnitten werden mußten. Daß für dieses Unternehmen größere Mengen von Baumaterial, Schotter, Bruchsteine und Pflastersteine benötigt wurden entstanden Steinbrüche und Schottergruben, von denen aus die ganze Strecke zwischen Hamrudem und dem Tunnel bei Meeburg beliefert werden konnte. Zwei
Steinbrüche waren in Katzendorf, einer in Vàrosfalva gelegen; die Schottergrube in Hamruden lag am sogenannten Mühlenreeg („Millerèch”), oberhalb des rumänischen Friedhofs. Dieser Platz wurde „Auf der Kirche“ genannt, weil hier der Sage nach eine dem Heiligen Petrus geweihte Kirche oder Kapelle gestanden haben sollte. (Nach heutigem Kenntnisstand hieß die Gemeinde Hamruden übrigens ursprünglich Petersdorf oder „Sächsisch Sankt Peter” was darauf deutet, daß Petrus als Schutzpatron dieses Wallfahrtsortes verehrt wurde).
Aus dem Heimatbuch Hamruden„… was wir lieben ist geblieben….“

Die Eiserne Brücke ( auch „Hep“ oder Häp genannt)
Die Eiserne Brückeist nicht irgendeine Brücke. Es ist die Brücke unserer Kindheit
und Jugendzeit, der Ort vieler schöner Erinnerungen.
Die Brücke führt über den Großen Homorod. Darüber erfolgte der Schienenverkehr
für Personen und Güter, die Hauptverkehrslinie zwischen Arad und Bukarest. Genau
da, an dieser Brücke war die beliebte Badestelle, die jeder aus dem Ort und der
Umgebung kannte. Hier hat so mancher das Schwimmen gelernt. Der Badeplatz lag
außerhalb der Gemeinde und war mit Fahrrad oder zu Fuß über die blühenden,
duftenden Wiesen oder über die Straße entlang der Bahnlinie erreichbar. An heißen
Badetagen stillten wir unseren Durst an der Quelle, die seit jeher aus dem Berg
gegenüber der Badestelle, an der Straße nach Katzendorf, sprudelte. Heute steht die Brücke immer noch eisern da. Der Badeort hingegen ist verwaist und leer.

Die Hamrudner Dorflinde.
Ursprünglich der Fruchtbarkeitsgöttin Frigga/Freya gewidmet gilt als Freund der Menschen, symbolisch auch als Glücksbringer und Schicksalsbaum wie bei Siegfried in der Nibelungensage. In Liedern, Gedichten, Romanen wird besungen, wie die Linde für Treue und Zuneigung steht. So auch die große Linde vor dem Pfarrhaus neben der Kirche.

Zum vergessen zu schade
von Lurtz Helmut
Ich muss immer wieder staunen über die Namen und Bezeichnungen von den Plätzen und Orten, die bei uns im Dorfalltag gebraucht wurden. Erst aus der Ferne und beim näherem Hinsehen kommt ich ins Grübeln - wie kann es möglich sein, dass über so lange Zeit diese Namen sich erhielten? Woher die Namen kamen ist natürlich nicht mehr zu erfahren und spielt auch keine Rolle mehr. Aber ein paar Zeilen sollten sie uns schon Wert sein. Ein Platz von höchster Bedeutung für uns Kinder aus unserer Gasse, der Obergasse, war das Kuchréch. Der Name beinhaltet das Wort Kuchel - also Küche und Réch, was soviel wie Hügel bedeutet also Küchenhügel. Wir finden aber an diesem Platz weder Hügel noch Küche, aber auch gar nichts, was in die Nähe dieser erwähnten Namensgebung zu tun hat.
Das Kuchelréch, ein Platz so groß wie zwei Gärten, liegt zwischen Obergasse, Mittelgasse und Gässchen, spärlich mit Gras bewachsen. In meiner Zeit des Öfteren von den Gänsen und Enten aus dem Gässchen eingekackt, aber ideal gelegen und als Fußballplatz geeignet und Austragungsort für andere Spiele wie Scherga, Fechten mit Hasel-Stecken, ab und zu Arena für einen kleinen „Box Kampf“. Strategisch günstig gelegen mit freier Sicht auf die drei Gassen, sodass der „Feind„ schon rechtzeitig gesehen wurde und wir uns über das Leichengässchen hinter die Gärten (Hainderdågårten) verziehen konnten. Als „Feind“ galt jeder, der sich einmischte in unser Geschehen. Das waren ältere Buben, Erwachsene, die Obrigkeit und die Kinder der andern Nationalitäten mit denen wir ständig in Konflikten verwickelt waren. Machmal wurde der Platz auch von den Planwagen der Kesselflicker besetzt, die dort kampierten und ihre „Werkstatt“ einrichteten. Vor denen hatten wir großen Respekt.
Hinter den Gärten/Kasernengarten (Hainderdågårten/Kasårengórten) ist ein ein aufgelassener, großer Obstgarten in Hanglage, oben durch den Schlehenberg (Schlienenréch) von den Feldern getrennt, war für uns ein sehr guter Platz um aus dem Blickfeld der Eltern/Großeltern zu verschwinden. Er endete am Graben, der zugleich auch die Grenze zum Büffelberg (Bäffelréch) ist, dazwischen standen auch einige Tannen, die uns als Treffpunkt dienten. Da wurde auch ungestört geraucht, anfangs qualmten wir Nussblätter - die Erfahrung war schrecklich, hat uns aber nicht vom späteren Zigarettenrauchen abgehalten.
Der Büffelberg (Bäffelréch), das Kitzbühel der Hamrudner, war praktisch unser top Wintersport Ort. Wir aus der Obergasse hatten Hausrecht, das war aber Wunschdenken. Im Winter tummelte sich ALLES, was einen Schlitten, Skier, Schlittschuhe hatte auf dem Buckel. Die Schlittschuhe brauchten wir, um den Schlitten zu lenken, ohne an Geschwindigkeit zu verlieren sonst waren sie eher auf dem zugefrorenen Bach nützlich und machten da auch viel mehr Freude.
Links vom Berg ist/war die „Hop“ - eine kleine und eine grosse Sprungschanze, unerklärlich wie entstanden und wozu. Weiter zum Wäldchen-Dorfende hin kam der Schlittenberg (Schlidenréch), eine nicht allzu steile, schön wellig geschwungene Piste. Die schweren, grösseren Schlitten auf denen mehrere Kinder/Jugendliche Platz hatten, waren sehr schnell und brauchten einen mutigen, geschickten Lenker, der vorne sitzend mit Hilfe seiner Schlittschuhen steuernd, das Geschoss sicher vor der steinern Brücke am letzten Haus auf der linken Zeile stoppten musste. Das Vergnügen war recht kurz im Vergleich zu dem mühsamen Aufstieg.
Die „Hop“, oben erwähnt, war für die Skifahrer eine Mutprobe. Bei gutem Schnee konnte einem ein satter Sprung von einigen Metern gelingen. Gestartet wurde oben am Berg bei den Akazien und mit Schwung ging es bergab Richtung Schanze. Nach dem Sprung war noch ein steiles Stück zu bewältigen, um dann mit etwas Glück über den Graben zu „hoppen“, um mit einem sauberen Stopp vor dem Zaun der Gärten stehen zu bleiben. Aber es gab nicht immer Schnee, zu unserem grossem Bedauern. Von den „Alten„ hörten wir die ewige Leier, dass in deren Jugend der Schnee so hoch war, dass die Leute von der rechten die auf der linken Häuserzeile nicht mehr sehen konnten.
Kommt uns bekannt vor, nur jetzt ist meine Generation am Hadern und punktet mit geistreichen Belehrungen.
Die Limkolj (die Lehmgrube) - links von dem Schlittenberg befindet oder befand sich der Platz zur Lehmentnahme. Am steilen Hang wurde mit der Hacke der Lehm in den Pferdewagen, Schubkarren oder Eimern verfrachtet, um in als Baumaterial zu benutzen. Der Name ist insofern bemerkenswert, da an dem Platz keine Grube weit und breit zu sehen und auch nicht vorstellbar wie sowas ausgesehen haben könnte. Ich habe mir oft von da Lehm geholt und Figuren gebastelt, das waren meine ersten kreativen Gehversuche. Ein paar Schritte weiter vom letzten Haus aus schweiften unsere Blicke in Richtung „Hep“, der Hamrudner Riviera, dem besten Badeplatz zwischen Katzendorf und Galt.
Im PDF „Hattertnamen, Namensbezeichnung und -deutung von Ella Seiler und Katharina Zerbes (geb. Weiß)“ wird ein sehr detailliertes Verzeichnis überliefert vom Hamrudner Hatert.
Dies ist eine kleine Wertschätzung der Leute aus der Obergasse und zu meiner Zeit die schönste Gasse der Welt.
