
HEIMATORTSGEMEINSCHAFT HAMRUDEN
Die überlieferten Bräuche richteten sich nach den Feiertagen und Jahreszeiten sie wurden strengstens Eingehalten und bildeten feste Strukturen im sozialen Leben der Dorf Gemeinde. Auch heute versucht die HOG im kleinem Rahmen einige von den Bräuchen in angepasster Form aktiv zu erhalten. Im PDF "Brauchtum im Ablauf des Jahres" sind die Feiertage kalendarisch zusammengefasst.

Fasnacht ( Fosnicht).
In diese Zeit fiel der Richttag der Nachbarschaften, an dem in jedem 2. Jahr die Nachbarväter neu gewählt wurden. Am Richttag wurde auch beschlossen, wann der Teeabend, der traditionelle Trachtenball der Hamrudner, abgehalten werden sollte.
Ein Mordsspektakel war auch der Umzug der Nachbarschaft, der Höhepunkt war "das Heimbringen" des Nachbarvaters. Die ganze Nachbarschaft war auf den Beinen einige maskiert andere verkleidet um den neuen Nachbarvater heimzubringen, der wurde auf einem Esel oder im Schubkarren, aus dem Haus wo die Versammlung stattfand, mit Musik und Jubelrufen, zu sein Haus begleitet. Anschließend gab es einen Umtrunk an die sowieso schon gut aufgelegte Gesellschaft. Das Fußballspiel zwischen den Nachbarschaften diente eher einer Ausnüchterung statt einem sportlichen Wettbewerb.

Teeabend in Hamruden
von Brigitte Schmidt, geb. Greger
Kultur wird über Traditionen innerhalb einer Gruppe oder zwischen Generationen gelebt und weitergegeben. Der Teeabend gehörte zum festen Bestandteil der traditionellen Veranstaltungen in der Gemeinde Hamruden. Die von Krieg und Nachkriegszeit bedingte Unterbrechung dieser Veranstaltung wurde1966
wiederaufgenommen und fand, wie am Richttag der Nachbarschaften beschlossen, jährlich am letzten Samstag im Januar statt. Es war ein Ball, ausschließlich den Verheirateten vorbehalten.
Pflichtgemäß waren alle in Tracht gekleidet. Wie es der Name schon besagt, wurde dabei Tee aus schönen, hohen Teegläsern getrunken. Jede Familie ging zum Ball mit Teegläsern und einem Korb voller Krapfen.
Der Ball wurde vom Kirchenkurator eröffnet. Zum Tanz spielten anfangs Blasmusikkapellen aus verschiedenen Nachbarorten auf. Später etablierte sich das das lokale Musikorchester, geleitet von
Johann Müller. Die Tisch- und Sitzordnung wurde per Los entschieden und den Kränzchen zugewiesen. Nur die älteren Gemeindemitglieder hatten ihren festen Platz im Saal. Die Obrigkeiten der Gemeinde und auch Journalisten der deutschsprachigen Zeitung „Karpatenrundschau“ wurden eingeladen und saßen am Ehrentisch vor der Bühne. In den 70er Jahren machte sich ein Wandel bemerkbar. Auch Unverheiratete durften ab 24 Jahren am Ball teilnehmen, natürlich auch in Tracht. Es gab keine
Essensvorschriften mehr und traditionell wurden die Krenwürstel und andere siebenbürgische Leckereien aufgetischt. Der Tee wurde durch Wein und andere alkoholische und nichtalkoholische Getränke ersetzt. Die musikalische Unterhaltung wurde von den aufkommenden Musikbands übernommen. Auf witzige Weise wurden Begebenheiten aus dem Dorfalltag, oft personenbezogen, zum Besten gegeben. Auch andere heitere Einlagen wurden aufgeführt. Bei Musik und Tanz war die
Stimmung jedes Mal bis spät in die Nacht unübertrefflich. Der Teeabend von 1979 wurde in der „Sendung in deutscher Sprache“ des Rumänischen Fernsehens übertragen. Die Anzahl der Gemeindemitglieder schrumpfte durch die unaufhaltsame Auswanderung der Hamrudner in die Bundesrepublik. Der letzte Teeabend fand 1989 statt. Einige Jahre (1992-1995) wurde die Tradition des Teeabends auch in Deutschland, in Heilbronn fortgeführt, angeregt und organisiert von Herta Hallass, Luise Markus, Johann Müller, Georg Tontsch, Andreas Benning. In nostalgischer Erinnerung ist der Tee-Iwend allen geblieben, die ihn miterleben durften.

Balasi
Es hatten nicht nur die Erwachsenen, sondern auch die Kinder und Jugendlichen ihren eigenen Faschingsspaß. So wurde seitens der Kirche und Schule alljährlich zu Mariä Lichtmeß (am 2. Februar) für die Kleinen und Kleinsten der Kinderball veranstaltet, der sogenannte Blasi. Er fand am Nachmittag statt. Die Schuljugend besuchte ihn unter der Leitung ihrer Lehrerinnen und Lehrer, die Vorschulkinder wurden von ihren Eltern begleitet. Für Musik und gute Stim- mung sorgten die Adjuvanten.
Fasching der Konfirmanden
Die konfirmierte Jugend feierte Fasching am Rosenmontag. Es gingen die Burschen zu den Mädeln und... zogen ihnen die Schuhe aus. Sie behielten sie als Pfand und die Mädel mußten sie mit einem Baumstriezel oder mit Krapfen auslösen. Am Abend gab es Tanz, zu dem eine Kapelle aus dem Dorf aufspielte, - lange Zeit mit ihrem bewährten Primasch „Mitzi“. Am Faschingsdienstag in der Früh gingen die Burschen die Mädel aufwecken, und zwar so früh, daß einige tatsächlich noch im Schlaf gestört wurden. Sie wurden alle an ein Seil gebunden und so ging’s mit Ziehharmonika- oder Akkordeonmusik durchs ganze Dorf bis zum Saal, wo es dann wieder Tanzunterhaltung gab, bis um Mitternacht.
Am Aschermittwoch war dann, wie auch sonstwo, „alles vorbei“.

Mai Konzert
Ein weiterer schöner Brauch war es auch, daß die Adjuvanten am ersten Mai in aller
Herrgottsfrühe auf den Turm stiegen und mit dem Lied „Der Mai ist gekommen” den jungen Frühlingsmonat begrüßten.
Dies ist ein unvergessliches Ereignis in unserem Leben Das werden wir, die wir diesen Moment in Hamruden erleben durften nie vergessen. Es war einmalig.
Man stelle sich vor, einen schönen Mai morgen, sehr früh kurz nach Sonnenaufgang, die letzten Nebelschwaden verzogen sich Richtung Bach und die Luft war so klar dass die Musik überall zu hören war, Das ganze Dorf war ein akustischer Raum. Sowas wird es nicht mehr geben, leider.
Auch an diesem Tag wurden die "Meubim" aufgestellt. Die Burschen, stellten vor den Fenstern/Türchen der Freundinnen junge Weiden auf, früher waren es Birken, mit einem Wagen ins Dorf gebracht und in der Nacht vom 30. April zum 1. Mai aufgestellt. Möglichst leise und heimlich mußte das geschehen, denn es sollte ja eine „Überraschung“ sein. Das war nicht ganz leicht, denn das Bäumchen musste ja irgendwie befestigen werden.
Kein Mädchen durfte dabei leer ausgehen, und die Knechte wetteiferten darin, ihren „Auserwählten” besonders ansehnliche Maibäume zu setzen..

Die Hamrudner Theatergruppe
Die Laienspielgruppe von Hamrdnern um Siegrid Hallass und Ihrem Bruder Horst Bretz (leider zu früh von uns gegangen) haben uns immer wieder überrascht bei unseren von der HOG organisierten Treffen mit dem ein oder andern Theaterstück und Sketch, fast immer in hamrudner Mundart gespielt.
Die Theaterstücke, Sketche und andere Darbietungen die oft mit traditioneller siebenbürgischer Musik begleitet wurden, Themen und Handlung aus dem dörflichen Hamruden aufgriffen, zählten zu den Highlights der Veranstaltung. Natürlich wurden des öfteren auch Personen und Charaktere aus dem hamrudner Milieu Interpretiert.
Die Tradition des Theaterspiels gibt es schon seit langem in Hamruden, in der Vergangenheit wurden Stücke aufgeführt auf fast „professionellen“ Niveau wie „Burghüters Töchterlein, Die Verlobung auf der Alp, DerGeizige, Lumpazivagabundus. Von den begeisterten Publikum und der Lokalpresse wie "Repser Burg Vogt" oder "Repser Wochenblatt". bekamen die Akteure viel Applaus und auch gute Kritiken
.

Die Hamrudner Adjuvanten
Die Adjuvanten spielte in Siebenbürger aber auch in Hamruden eine sehr wichtige Rolle, Adjuvanten bezeichnete man die Musiker Formationen, die nach der Reformation in Siebenbürgen auftraten, wo immer sie in der Gemeinde gebraucht wurden. In der protestantischen Kirche, in der Nachbarschaft, Städten und Dörfern spielten sie zu allen Anlässen, waren bei Festen und "Leich" da. In Hamruden gelang es engagiert, talentierten Laien-Dirigenten vielen Dorfbewohnern das musizieren schmackhaft zu machen, ein Instrument zu lernen und nach Noten zu spielen. Die Proben waren bestimmt nicht immer leicht aber die Resultate sprachen für sich. Nach dem Exodus ist auch diese Tradition verloren gegangen.
Ostern Bespritzen
Am zweiten Feiertag gingen die Buben, "Kniecht" und Männer - nach Altersklassen und Kränzchen gruppiert - die Mädchen und Frauen mit Parfum bespritzen. Die Mädchen waren Stoltz möglichst viele Bespritzer zu haben und bewirteten sie mit allerlei Gebäck, gefärbten Eiern, Schnaps und Likör. Dieser Trinksitte artete in den meisten fällen dramatisch aus.
Bei uns gab es schon seit den sechziger Jahren Gleichberechtigung von Frau und Mann, so das am darauf folgenden Tag auch die Frauen und Mädels sich diese Prozedur gaben. Aus diesem Grund wussten die Hamrudner Konfirmandinnen schon zeitig was ein "Kater" ist

Das Brotbacken
1. In eine Mulde wurde die erforderliche Menge von Brotmehl gesiebt.
2. Am Abend wurde der Sauerteig mit Mehl und Wasser angerührt.
3. In der Früh des nächsten Tages wurde der angerührte Sauerteig mit Wasser und Salz
dem Mehl beigemengt, die ganze Masse geknetet und der Teig 2 Stunden ruhen
gelassen, bis er aufging,
4. Inzwischen wurde der Backofen einc Stunde lang mit Backholz geheirt.
5. Anschließend wurde der Tlerd gereinigt, d.h. die Kohlen wurden mit einer
langstieligen Ofenkrücke, dem „Kässel“, hervorgezogen.
6. Der Teig wurde „ausgebrochen“, also portionsweise in der Größe der erwünschten
Brotlaibe geteilt, diese Brotmasse auf eine langstielige Schaufel, den „Oeweschässel”
aufgesetzt und in den Backofen geschoben („geschossen ”).
7. Nach 2 Stunden wurden die Brote mit demselben „Schässel“ herausgeholt und einige
gleich Abklopfen mit einem Hackmesser von der schwarzen Kruste befreit.
Diese waren für den Sofortverzehr bestimmt. Die restlichen Brote wurden in einer
Mulde im Keller aufbewahrt. Mit der schwarzen Kruste dran hielten sie sich
länger frisch. Diese Kruste wurde dann stets nur vor dem Anschneiden des Brotes großflächig abgeschnitten und daraus mit Wasser der „Krusten-Kafee” gekocht,
der mit Milch gemischt zum Frühstück getrunken wurde.
Aus dem Heimatbuch Hamruden„… was wir lieben ist geblieben….“

Das Wäschewaschen („Bochen“)
Alle gewebten Sachen wurden eingeweicht und in einen Bottich („Bid“) übereinander gelegt. Obenauf wurde die ganze Wäsche mit groben Leintüchern zugedeckt. Darüber wurde Holzasche gestreut und über die Asche heißes Wasser geschüttet. Der Bottich hatte unten ein Spundloch, aus dem man die Lauge in ein Schaf? abfließen ließ. Diese Lauge wurde zu wiederholten Malen erhitzt und wieder über die Wäsche geschüttet.
Am nächsten Tag fuhr man mit der Wäsche in den Bach. Nacheinander wurden die Wäschestücke hier auf eine hohe Bank gelegt und mit einem Wäscheschläger („Bloaëel“) geschlagen, dann mit Bachwasser gespult und wieder geschlagen, bis sie rein war. Diese Methode des „Bochens“ wurde in Hamruden bis um das Jahr 1950 praktiziert. Nachher, bis die ersten Waschmaschinen aufkamen, verwendete man das Waschbrett, auf dem ein welliges Blech befestigt war. Hier wurde dann die vorher eingeweichte Wäsche von Hand gerubbelt und einige Male gespült, bis das Spülwasser klar war.
Aus dem Heimatbuch Hamruden„… was wir lieben ist geblieben….“
